Gutenberg
trifft
Lasercutter

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Typetalking

Typografie, Schriftgestaltung und Handsatz haben eine lange Tradition an der Folkwang Universität.

Die zehn Studierenden Aline Magnère, Anja Klaschewski, Benjamin Gages, Daria Jelonek, Diane Mehser, Johanna Schmelter, Julia Schüren, Marc Stevermüer, Marcel Kather und Nina Morawietz setzten sich zwei Semester lang unter der Leitung von Natascha Dell mit Schrift und Schriftgestaltung auseinander. Die theoretische Grundlage zur Vorbereitung auf den Schriftentwurf bildeten Themenbereiche wie Schriftgeschichte, Anatomie und Architektur einer Schrift, Klassifikation und Schriftanalysen. Parallel dazu entstanden erste Ideen und Skizzen des Schriftentwurfes. Innerhalb des Seminars stand der Austausch über den Schriftentwurf zwischen Lehrenden und Studierenden ebenso wie der Austausch zwischen den Studierenden im Vordergrund.

Nach der digitalen Erstellung der Schriften wurde nach einer Möglichkeit gesucht, die Schriften im Handsatz umzusetzen. Zielsetzung war – alle Bearbeitungsschritte selbst steuern und herstellen zu können. Unterschiedliche Techniken wie das Photopolymerisations-Verfahren, 3D-Drucker oder CNC-Fräsen kamen in Betracht, doch leider schlugen alle Versuche in einem der Punkte; Qualität, Materialkosten und Produktionszeit fehl. Letztlich ergab sich die Möglichkeit innerhalb der Hochschule mit einem Laser-Cutter zu arbeiten. Nach einer erfolgreichen Testreihe wurde nach geeigneten Materialien und einem geeigneten Herstellungsverfahren gesucht. Hierbei waren die Experimente von Dafi Kühne eine große Hilfe, der in seiner Bachelor-Arbeit an der Zürcher Hochschule der Künste eben diese Technik von Grund auf untersucht – und sein Wissen in Form einer Website geteilt hat. Nach mehreren Testreihen, die immer wieder im Hochdruck in der Handsatz-Werkstatt der Folkwang UdK gedruckt wurden, wurde folgendes Herstellungsverfahren und Materialien festgelegt:

  • Das Schriftbild wurde aus 3 mm HDF ausgelasert
    oder eingraviert
  • Der Kegel wurde aus Multiplex angefertigt
    und auf 20,5 mm gebracht
  • Die Achselfläche wurde im Lasercutter markiert
  • Das Schriftbild wurde mit Industriekleber aufgebracht
  • Die Oberfläche des Schriftbildes wurde versiegelt
  • Die Schriften wurden nicht als bewegliche – sondern als fertig gestaltete Specimens produziert

Nach der zweiwöchigen Produktionsphase wurden die Schriftmuster in der Handsatzwerkstatt der Folkwang UdK unter der Leitung von Harald Polenz im Hochdruck produziert. Hier treffen sich Lasercutter und Gutenberg, weil die Kursteilnehmer beschlossen hatten ihre Specimens im Hochdruckverfahren zu produzieren. Dies ist aufwendiger, aber der Aufwand lohnt sich in jedem Fall im Hinblick auf das Ergebnis. Legt man Liebhabern erlesener Drucke Exemplare des Hoch- oder Buchdrucks neben digitale Drucke, entscheiden sie sich für die anmutigeren Hochdrucke.

Es standen drei Andruckpressen der Marke Korrex zur Verfügung, die älteste wurde 1964 in Dienst gestellt. Diese Andruckpressen unterschiedlicher Formate verfügen über eine Antriebswalze, die per Fahrradkette über einen Motor angetrieben wird. Angetrieben wird ein Farbwerk mit Stahl-Farbverreibewalzen und Gummi-Auftragswalzen. Gedruckt wurde – klassisch – der Schwarz-Rot-Kontrast. Folglich mussten zwei Druckformen erstellt werden, eine Schwarze und eine Rote. Dabei kam es auf hohe Passgenauigkeit an.

Innerhalb von 4 Tagen war die Auflage bewältigt. Tradition und Innovation gingen eine fruchtbare Beziehung ein.

Die Schriftmuster und -entwürfe konnten vom 01. bis 07. November 2013 in der galerie#23 in Velbert-Langenberg besichtigt werden. Die entstandenen Schriftmuster konnten in Form von Plakaten, Postkarten etc. erworben werden.